Ich habe einen Notfall

Erste Hilfe im Notfall

Ein Notfall kann aus verschiedenen Situationen heraus ganz plötzlich auftreten. Erste Hilfe bezeichnet verschiedene lebensrettende Sofortmaßnahmen, die du zur Behandlung von Verletzten, beispielsweise nach einem Unfall, bis zum Eintreffen eines professionellen Helfers anwenden solltest. Zur Ersten Hilfe im Notfall gehört neben der medizinischen Erstversorgung auch das Anfordern professioneller Unterstützung und menschlicher Beistand dem Verletzten gegenüber. Generell ist es wichtig, in einer Notfallsituation sicher aufzutreten, umsichtig zu reagieren und Betroffene und Anwesende zu beruhigen. Es gibt einige allgemeine Hinweise, die dir dabei helfen können, in einer Notfallsituation richtig zu handeln.

Notfälle erkennen

Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis und erfordert sofortiges Handeln. Oft entscheiden Sekunden über Leben und Tod. Rufe ohne Verzögerung den Rettungsdienst unter der Nummer 112, wenn du selbst oder jemand anderes folgende Symptome zeigt:

  • starke Schmerzen, vor allem im Brustkorb
  • massives Engegefühl/Druck/Brennen im Herzbereich
  • Übelkeit, Erbrechen, Atemnot
  • Angstschweiß mit kalter, fahler Haut

Achtung! Insbesondere Frauen haben oft untypische Symptome; ein Herzinfarkt kann sich bei ihnen auch durch extreme Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schwindel, Oberbauchschmerzen oder Übelkeit und Erbrechen ankündigen.

Eine Vergiftung (Intoxikation) kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel versehentlich verschluckte Chemikalien, giftige Pflanzen wie Pilze, eine Überdosis an Medikamenten, Drogen, Alkohol oder das Einatmen giftiger Gase.

In jedem Fall gilt: Bei einer (vermuteten) Vergiftung solltest du immer einen Arzt bzw. den Notarzt verständigen!

Anzeichen sind:

  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Erregungszustände, Halluzinationen, Verwirrtheit
  • beschleunigter oder verlangsamter Puls
  • Blässe, Hautrötung, Hitzegefühl
  • Schock
  • Atemprobleme bis hin zu Atemstillstand
  • Herz-Kreislauf-Versagen

Staub, Pollen, Nahrungsmittel – allergische Reaktionen wie eine Hautschwellung oder -rötung, Juckreiz, eine laufende Nase oder tränende Augen sind unangenehm, aber in der Regel harmlos. Gefährlich wird es, wenn sich die Symptome nicht nur auf Haut, Schleimhaut oder Lunge beschränken, sondern die überschießenden Immunantworten eine Kettenreaktion auslöst. Man spricht dann von einem allergischen Schock. Eine solche Situation kann schnell lebensbedrohlich werden und erfordert rasches Handeln.

Typische Zeichen eines Schocks sind unter anderem:

  • plötzliche Atemnot
  • Schwindel, Übelkeit, Erbrechen
  • Herzrasen
  • Juckreiz, Rötungen
  • Bewusstseinsstörungen (Verwirrtheit, Unruhe, Nervosität) bis hin zu Apathie und Bewusstlosigkeit

Ein Sturz oder auch nur ein Stolpern: Verletzungen sind schnell passiert. Ob Knochenbrüche, Verrenkungen, Verstauchungen oder eine starke Prellung - oft ist im ersten Moment nicht klar, worum genau es sich handelt. Bei Verdacht auf einen Knochenbruch sollte deshalb in jedem Fall der nächste Arzt bzw. ein Krankenhaus aufgesucht werden. Bei Unfällen mit (offenen) Brüchen sowie bei Kopf-, Nacken- und Wirbelsäulenverletzungen: Informiere den Rettungsdienst.

Wie macht sich ein Knochenbruch bemerkbar?

  • Starke Schmerzen, auch in Ruhe
  • Schonhaltung
  • evtl. Fehlstellung,
  • evtl. Schwellung und Bluterguss,
  • evtl. Knochengeräusche bei Bewegungen
  • evtl. Verletzungen der Haut durch Knochenfragmente (offener Bruch)

Verbrennungen und Verbrühungen sind äußerst schmerzhaft. Während sich kleine Brandwunden gut zu Hause versorgen lassen, müssen schwerere Verletzungen versorgt und ärztlich behandelt werden.

Eine Einschätzung kannst du anhand des Aussehens der Verletzung machen:

  • Ist die Haut lediglich gerötet, ist eine Kühlung ausreichend.
  • Verletzungen ab etwa der Größe der halben Handfläche sollten dem Arzt vorgestellt werden.
  • Sind größere Hautflächen betroffen (Richtwert: 15 %, bei Kindern mehr als 7 bis 10 %) oder ist die Stelle nicht nur gerötet, sondern es bilden sich Blasen, muss unverzüglich der Notarzt informiert werden.
  • Bei Kindern oder Personen mit besonderen Bedürfnissen ist ein Anruf beim Rettungsdienst bei Unsicherheit ratsam.

Je nach Tiefe der Wunde sind unterschiedliche Maßnahmen nötig.

  • Kleine Schnittwunden reinigst du unter lauwarmem Wasser und desinfizierst sie im Anschluss mit einem Wundspray. Danach genügt ein Pflaster zur Wundversorgung.
  • Jede größere Wunde, z.B. eine tiefere Schnittverletzung oder Bisswunden (Vorsicht Infektionsgefahr!) müssen ärztlich behandelt werden. Gegebenenfalls ist es erforderlich, dass der Arzt sie näht, klammert oder mit einem Tape versorgt.
  • Große bzw. tiefe Wunden mit starken Blutungen können lebensbedrohlich sein – rufe sofort den Notarzt

Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Rufe bei folgenden typischen Symptomen sofort den Rettungsdienst:

  • extreme, plötzliche Kopfschmerzen (evtl. mit Übelkeit und Erbrechen)
  • plötzliche Sprachstörungen
  • plötzliche Bewusstseinsstörungen (Orientierungslosigkeit bis zu Bewusstlosigkeit)
  • Plötzlich auftretende Lähmungen oder Taubheitsgefühle (z. B. hängender Mundwinkel)
  • Schwindel und Geh-Schwierigkeiten
  • Plötzliche Sehstörungen

Erste Hilfe: Lebensrettende Sofortmaßnahmen:

Ruhe bewahren und die richtige Reihenfolge deines Vorgehens kann leben retten.

  1. Sichere die Unfallstelle ab.
  2. Setze den Notruf ab.
  3. Leite die lebensrettenden Sofortmaßnahmen ein.
  4. Stille eventuelle Blutungen.
  5. Bringe die verletzte Person in die stabile Seitenlage.

Ist der Betroffene wach, lagere ihn aufrecht (Erhöhung des Oberkörpers).

Bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage.

  • Reiche keine Getränke, Speisen oder Medikamente.
  • Achte auf Atmung und Puls.

Wenn die Person nicht Atmet, beginne als Wiederbelebungsmaßnahme eine Herzdruckmassage mit Beatmung, auch Herz-Lungen-Wiederbelebung genannt:

Drücke 30-mal hintereinander kräftig auf die Mitte des Brustkorbs, etwa zwei Stöße pro Sekunde. Um den richtigen Rhythmus zu finden, kannst du den Refrain des Bee-Gees-Songs "Staying Alive" vor dich hin summen. Mit diesem Beat bleibst du genau im Takt. Im Anschluss nimmst du zwei Mund-zu-Mund-Beatmungen vor. Dann setzt du die Herzdruckmassage fort. So geht es immer im Wechsel weiter. Kontrolliere zwischendurch immer wieder, ob die Atmung wieder eingesetzt hat. Ist das nicht der Fall, setze die Maßnahme fort, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Wenn der Unfall nicht gerade auf der Autobahn, sondern zum Beispiel auf einer Straße innerhalb einer Stadt passiert ist, kommt zur Wiederbelebung auch ein AED-Gerät (Automatisierter Externer Defibrillator) infrage. Diese sind an immer mehr öffentlich zugänglichen Orten angebracht.

Psychische Erste Hilfe: Für das Opfer da sein


Sage, dass du da bist und dass etwas geschieht!

Der Verletzte soll spüren, dass er in seiner Situation nicht allein ist. Gehe zu dem Betroffenen und stehe nicht herum. Schon der Satz "Ich bleibe bei Ihnen, bis der Krankenwagen kommt" wirkt entlastend und beruhigend. Informiere den Verletzten auch über vorgenommene Maßnahmen, zum Beispiel "Der Arzt ist auf dem Weg."

Schirme den Verletzten vor Zuschauern ab!

Neugierige Blicke sind für einen Verletzten unangenehm. Weise Schaulustige freundlich, aber bestimmt an: "Bitte treten Sie zurück!" Wenn Zuschauer stören, weil sie unnötige Ratschläge geben oder ihre eigenen Horrorerlebnisse erzählen, gebe ihnen eine Aufgabe, zum Beispiel: "Schauen Sie bitte, ob die Unfallstelle abgesichert ist." Oder: "Halten Sie bitte die Zuschauer auf Distanz, und sorgen Sie für Ruhe!"

Suche vorsichtig Körperkontakt!

Leichter körperlicher Kontakt wird von Verletzten als angenehm und beruhigend empfunden. Halte die Hand oder die Schulter des Betroffenen. Berührungen am Kopf und anderen Körperteilen sind nicht zu empfehlen.

Begebe dich auf die gleiche Höhe wie der Verletzte: Knie neben ihm oder beuge dich herab. Wenn der Verletzte durch Kleidung eingeengt wird, friert, unbequem liegt oder wenn Kleidungsstücke zerrissen sind, solltest du dies beheben und ihn beispielsweise mit einer Decke zudecken.

Spreche und höre zu!

Sprechen kann für den Verletzten wohltuend sein. Wenn der Betroffene redet, höre geduldig zu. Spreche von dir aus, möglichst in ruhigem Tonfall – auch zu Bewusstlosen, wenn sie atmen und in die stabile Seitenlage gebracht sind. Vermeide Vorwürfe. Frage den Verletzten: "Kann ich etwas für Sie tun?" Informiere hierüber gegebenenfalls die professionellen Helfer. Wenn du Mitleid verspürst, scheue dich nicht, es zu zeigen.

So verhalte ich mich richtig

Eine plötzliche Krankheit oder ein Unfall: Wer kann schnell da sein? Wer versorgt die Kinder? Es ist ein gutes Gefühl, einige Dinge im Vorfeld zu klären, denn ein Notfall kann nicht nur andere treffen, sondern auch dich selbst. Sei gut vorbereitet und ausgerüstet.

Besprich im Freundes­kreis, wer in einem Notfall schnell für dich da ist bzw. Wohnung, Kinder oder Haustiere kurzfristig versorgt.

Sorge vor!

Sorge dafür, dass Dokumente und Informationen für die engsten Vertrauten schnell zugänglich sind.

Schaffe Klarheit!

Gib bei der Arbeit Bescheid, wenn du wegen eines Notfalls verhindert bist.

Informiere!

Informiere dich über die Notfall Apps, die verschiedene Organisationen anbieten.

Mach dich schlau!

Wir als Krankenkasse sind für dich da!

Als deine Krankenkasse stehen wir dir bei Notfällen zur Seite. Ob Leistungen der medizinischen Notfallrettung oder Kostenübernahme für die Anschlussbehandlung: Hier findest du die wichtigsten Informationen.

Notfallrettung

Wenn es zu einem Unfall oder anderem Notfall kommt, übernehmen wir die Kosten für den Rettungswagen und den Transport zum nächstgelegenen Krankenhaus.

Versorgung Minderjähriger

Ist die betroffene Person unter 18 Jahre alt, übernehmen wir die gesamten Unkosten für Transport und Aufenthalt im nächsten Krankenhaus.

Wie setze ich den Notruf richtig ab?

Im Notfall geht es nicht selten um Leben und Tod. Jede Minute ist kostbar und schnelles Handeln ist gefragt. Doch in einer Notfallsituation ist es nicht so leicht, Ruhe zu bewahren. Das Herz schlägt, die Zunge wird schwer und unter Umständen vergisst du die richtige Telefonnummer. Mobilfunkanbieter speichern deshalb auf der SIM-Karte die Notrufnummer für das Handy bereits bei Auslieferung ein, damit die Frage nach der Vorwahl gar nicht erst gestellt werden muss. Vom Handy wie vom Festnetz gilt die Notrufnummer 112. Um den Leitstellen bei einem telefonischen Notruf die Koordination der Rettungseinsätze zu erleichtern, solltest du den Vorfall und die Umstände möglichst präzise beschreiben. Dabei helfen dir die „fünf W´s“:

  • Wo wird Hilfe gebraucht?
  • Wer ruft an?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele sind betroffen?
  • Warte auf Rückfragen.

Die Mitarbeiter in der Notrufzentrale benötigen womöglich weitere Informationen. Lege erst auf, wenn der Telefonist der Notrufzentrale bestätigt, dass er alle wichtigen Daten aufgenommen hat. Falls in der Aufregung einmal gar nicht weißt, was du sagen musst, dann stellt dir der Sanitäter am Telefon alle oben aufgeführten Fragen und macht sich selbst ein Bild. Oft erhältst du am Ende des Notrufs noch Anweisungen, um weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen.

Hilfe im Notfall

Reagiere schnell und besonnen, denn jeder Augenblick zählt.
Je nach Art und Schwere des Vorfalls kannst du Folgendes tun:

Beratungs- und Hilfeangebote

Akutfall / Soforthilfe

Bei akuter Lebensgefahr.




 

Polizei 110
Feuerwehr 112

Bereitschafts­dienst

Ärztlicher Bereitschafts-
dienst. Kostenlos rund um die Uhr.


 

Tel.: 116 117

Zur Website

Giftnotruf­zentralen

Informationen und Hilfe bei Vergiftungen

 




Liste der Giftnotrufzentralen

Apotheken­notruf

In der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen.


 

Tel.: 0800 - 0022833

Die Nummer der Feuerwehr und des Rettungsdienstes gilt Europaweit. Bei akuten, jedoch nicht lebensbedrohlichen Vorfällen, die medizinische Versorgung benötigen, wende dich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Giftnotrufzentralen befinden sich in jeder größeren Stadt Deutschlands. Über den Apothekennotruf ist es dir möglich, dringend benötigte Medikamente auch zu den Schließzeiten der regulären Apotheken zu erlangen.

Gut zu wissen

Neben Unfällen, Vergiftungen etc. können auch psychische Krisen zum Notfall werden. Sie können mit akuter Selbst- oder Fremdgefährdung einhergehen und bedürfen in der Regel schneller Hilfe.

So erkennst du einen psychischen Notfall:

  • hochgradiger Erregungszustand
  • Aggressivität/Gewalttätigkeit im Rahmen psychischer Erkrankungen
  • Schwere Intoxikation (Alkohol/Drogen)
  • Suizidpläne oder -vorbereitungen, Suizidversuch

Ansprechpartner bei akuten seelischen Notlagen, insbesondere unter Selbst- oder Fremdgefährdung, sind die Rettungsdienste unter 112 oder die Polizei und Feuerwehr unter 110. Hilfe bietet auch das nächste psychiatrische Krankenhaus oder ein Allgemeinkrankenhaus mit einer entsprechenden Abteilung.

Unabhängig von den Ursachen besteht die Gefahr, dass Betroffene in einen Schockzustand geraten. Ein Schock ist ein medizinisches Notfallprogramm des Körpers, aus dem sich eine lebensgefährliche Situation ergeben kann. Es ist wichtig, den Schock zu erkennen und zügig zu helfen. Das weist auf einen Schockzustand hin:

  • extreme Blässe
  • extremes Kälteempfinden und Zittern
  • ein eingeschränktes Sprachvermögen, Orientierungslosigkeit

Das kannst du tun:

  • Wähle den Notruf 112 und schildere die Symptome und Situation.
  • Lasse den Betroffenen nicht allein. Beruhige ihn, sprich mit ihm und signalisiere, dass Hilfe unterwegs ist.
  • Sorge dafür, dass der Erkrankte sich flach hinlegt, öffne die Fenster, lockere enge Kleidung, sorge für eine angenehme Lage und decke den Erkrankten ggf. zu.

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